Über die Gründung der Schützenbruderschaft in Wissersheim und über viele Jahre des Bestehens liegen leider keine überlieferten Berichte und Urkunden vor, selbst das Gründungsjahr ist nicht ganz eindeutig, in einem „Verzeichnis über die Schützenvereine in der Rheinprovinz" aus dem Jahre 1933 ist es mit 1886 angegeben und der Name war „St. Sebastianus Schützengesellschaft"; auf der alten Bruderschaftsfahne ist aber 1888 eingestickt, so dass man sich auf diese Jahreszahl geeinigt hatte. Der erste Präsident oder Brudermeister war Johann Schmitz und der erste Schützenkönig war 1891 Theodor Ohrem.
Während des Ersten Weltkrieges gab es keine Aktivitäten der Bruderschaft, aber schon 1919 hatte man mit Heinrich Bünnagel wieder einen Schützenkönig.
Im Jahre 1926 wurde unter dem Pfarrer Görtz ein Jugendheim errichtet, welches auch den Schützen für ihre Zusammenkünfte zur Verfügung stand. Von Tanzveranstaltungen ist aus dieser Zeit nichts bekannt. Das Jugendheim wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die St. Sebastianus Schützengesellschaft trat im Jahre 1929 in eine neue Phase, angeregt durch die Gründung der „Rheinisch-Westfälischen Erzbruderschaft vom Heiligen Sebastianus", beschloss man die Umbenennung in „Schützenbruderschaft" und die Anerkennung der Statuten der Erzbruderschaft. Am Pfingstsonntag wurde die feierliche Proklamierung vorgenommen, bei der Pfarrer Görz den folgenden Wunsch mit auf den Weg gab: „Möge unter dem Schutze des heiligen Sebastianus die Schützenbruderschaft eine glückliche Fortentwicklung nehmen und auch eine gute Stütze für das Pfarrleben werden, Gott zu Ehren, allen zu Nutzen und Freude". Seit dieser Zeit nehmen die Schützen auch an allen Kirchenfesten teil und die Krönung der Könige fand während der Pfingstmesse in der Kirche statt.
Der Zweite Weltkrieg bereitete aller Vereinstätigkeit ein jähes Ende, viele Wissersheimer Schützen fanden den Tod oder gerieten in Gefangenschaft. Bei der Fronleichnamsprozession 1945 ritt der gerade heimgekehrte Martin Schnitzler mit der Bruderschaftsfahne an der Spitze und symbolisierte damit die Wiederauferstehung der Schützenbruderschaft. Im Jahre 1948 gab es mit Theodor Müller auch wieder einen Schützenkönig und dieses Amt können wir erfreulicherweise bis heute ununterbrochen jedes Jahr neu besetzen.
Das Schützenfest fand in einem Festzelt statt, welches in der Kiesgrube an der Gymnicher Straße aufgebaut wurde. Im Jahre 1963 wurde die Grube verfüllt und es entstand ein Fußballplatz, das Schützenzelt wurde danach auf verschiedenen Wiesen aufgebaut, zuletzt bei Landwirt Laufenberg an der Nievenheimer Straße. Die Bewirtung übernahm jeweils ein Festwirt, der auch das Zelt zur Verfügung stellte.
Obwohl es immer schon Jugendliche in der Bruderschaft gab, wurde im Jahre 1957 eine eigene Jungschützenabteilung gegründet, der erste Jungschützenprinz war Paul-Theo Weber, den ersten Schülerprinzen gab es mit Stefan Gierling 1972.
Durch die kommunale Neugliederung kam Wissersheim 1969 nach Erftstadt und die Schützen zum Bezirksverband Euskirchen, das änderte sich wieder im Jahre 1974, Wissersheim kam zurück nach Nörvenich und die Bruderschaft gehört seit dem zum Bezirksverband Düren-Ost. Am 7. März 1980 fand im Vereinslokal „Zur alten Post" am Schillerplatz unter Vorsitz des Brudermeisters Matthias Haamann eine verfassungsgebende Versammlung statt, man beschloss eine Umwandlung der Bruderschaft in einen eingetragenen Verein und verabschiedete in Anlehnung an die Satzung des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften eine Satzung. Die Schützenbruderschaft wurde unter dem Namen „St. Sebastianus Schützenbruderschaft Wissersheim 1888 e.V." in das Vereinsregister beim Amtsgericht Düren eingetragen. Bei der Flurbereinigung 1981/82 wurde im Osten von Wissersheim ein Grundstück ausgewiesen, welches für einen Sportplatz und einen Schützenplatz vorgesehen war. Die Schützen begannen dann 1982 mit der Einfriedung ihres Platzes und dem Bau eines Hochstandes. Am 28.03.1983 wurde mit der Gemeinde Nörvenich ein Pachtvertrag abgeschlossen, die Schützen waren nach 95 Jahren sesshaft geworden. Das erste Schützenfest fand dann Pfingsten 1983 auf dem neuen Schützenplatz statt, der am Sonntag durch Pfarrer Prof. Kahrmann feierlich eingesegnet wurde. Bei diesem Schützenfest wurde Heinz-Willi Vieth Schützenkönig und anschließend der erste Bezirkskönig unserer Bruderschaft. Die Bewirtung im Schützenzelt und später in der Festhalle wurde von dieser Zeit an von den Schützen in eigener Regie mit zahlreichen freiwilligen Helfern selbst übernommen.
Bei der Jahreshauptversammlung am 10.1.1986 wurde vom amtierenden Brudermeister Hansjörg Troger und dem Vorstand der Plan vorgetragen ein Schützenheim zu bauen, nach längeren Diskussionen wurde der Vorschlag einstimmig angenommen, die Baugenehmigung wurde vom Bauordnungsamt in Düren im März 1986 erteilt. Die Bauarbeiten, die zu 100% in Eigenleistung ausgeführt wurden, zogen sich über fünf Jahre hin aber am 16.November 1991 wurde das neue Schützenheim unter Beteiligung vieler Gäste und der befreundeten Vereine feierlich eingeweiht und von Pfarrer Matthias Sieger eingesegnet.ahlreichen freiwilligen Helfern selbst übernommen.
Eine Satzungsänderung fand nach Beschluss einer außerordentlichen Versammlung am 1. Oktober 1986 statt, man wollte Frauen die Aufnahme in die Bruderschaft ermöglichen. Pfingsten 1995 wurde mit Claudia Pittscheidt dann auch erstmals eine Frau Schützenkönigin.
Pfingsten 1988 feierte die Bruderschaft aus Anlass des 100-jährigen Bestehens das Bezirksschützenfest unseres Bezirksverbandes unter großer Teilnahme der Mitbürger und der Vereine und Bruderschaften. Beim Kommers am Freitag hielt die Konrektorin i.R. Frau Margret Zens die Laudatio und viele Gäste gratulierten den Wissersheimer Schützen.
Im Jahre 1994 konnten die Schützen ihren ersten Kaiser Hubert Hecker krönen, der nach 1973 und 1980 zum dritten Mal den Vogel von der Stange geschossen hatte.
Als weitere Baumaßnahmen standen der Anbau einer Küche und eines Kühlraumes auf dem Plan, die 1996 fertiggestellt wurden, im Jahre 2000 begannen die Bauarbeiten für die Festhalle, die dann beim Schützenfest 2002 feierlich eingeweiht wurde.
Ein Wechsel im Vorstand wurde 2006 vollzogen, Lorenz Hecker wurde neuer Brudermeister. Die Planungen für neue Bauvorhaben wurden in die Wege geleitet: Hinter der Festhalle sollten zwei Lagerräume entstehen, im zweiten Bauabschnitt dann ein Jugendraum und eine Luftgewehr-Schießanlage. Die Lagerräume konnten mittlerweile fertiggestellt werden, der Jugendraum und die Schießanlage wurden vorerst zurückgestellt.
Der geneigte Leser wird an diesem Lebenslauf der Bruderschaft, der aus den oben genannten Gründen nicht vollständig sein kann, erkennen, welch bewegte Vergangenheit die Schützen in Wissersheim hatten, aber auch mit welchem Optimismus in die Zukunft geblickt wird.